Mit dem Lichtschwert in die Zukunft

von ATM Redakteur

"Modernste Ausbildungsstätte für militärische Flugsicherung"

Bei der Einweihung des KAT-Schulungszentrums in Kaufbeuren zeigten sich CEO Prof. Klaus-Dieter Scheurle und Dr. Markus Söder in bester Stimmung. Der bayerische Ministerpräsident fühlte sich beim Towersimulator sogar ein bisschen an Star Wars erinnert.

Früher als geplant und im Kostenrahmen

Das neue Schulungszentrum der Kaufbeuren ATM Training GmbH ist ein außergewöhnliches Gebäude. Wie außergewöhnlich, das machte Prof. Klaus-Dieter Scheurle bei der feierlichen Eröffnung am Montag deutlich. „Jeder Bauherr macht normalerweise drei Erfahrungen", sagte er zur Begrüßung der mehr als 150 Gäste. „Erstens: Es dauert länger als geplant. Zweitens: Es wird teurer als kalkuliert. Drittens: Es wird komplizierter als gedacht." Nicht so bei der KAT-Akademie Allgäu: Das Haus, in dem pro Jahr bis zu 80 Fluglotsen, Flugberater und anderes militärisches Flugsicherungspersonal trainiert werden, wurde nicht nur früher fertig (2019 statt 2020), sondern blieb auch noch im Kostenrahmen. 19,3 Millionen Euro, so der CEO, hat das gesamte Projekt gekostet – einschließlich Grundstück, Sanierung der beiden Unterkunftsgebäude sowie technischer Ausrüstung.

"Modernste Ausbildungsstätte für militärische Flugsicherung"

Auch die Alles-wird-komplizierter-Regel setzte die DFS mit der KAT-Akademie außer Kraft: Das Projekt erwies sich nämlich als genauso anspruchsvoll wie erwartet – schließlich, so Prof. Scheurle, wurde nicht nur ein Neubau auf die grüne Wiese gestellt, sondern zugleich noch ein komplizierter Umzug bewältigt: Der 360-Grad-Towersimulator, der zunächst in einem Gebäude auf dem Fliegerhost installiert worden war, musste ab- und exakt genauso in dem neuen Schulungszentrum wieder aufgebaut werden – bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Schulungsbetriebs. „Dass das punktgenau geklappt hat, ist eine Meisterleistung", sagte der CEO. „Dafür danke ich allen Beteiligten."

In Kaufbeuren, so Prof. Scheurle, setze die DFS nicht nur die fortschrittlichste Technik ein, die derzeit am Markt verfügbar sein, das Wissen werde auch durchgängig digital vermittelt: Jeder Lehrgangsteilnehmer hat mit seinem hochwertigen Tablet-Computer nicht nur alle Schulungsinhalte, sondern auch ein Tool fürs Simulatortraining immer mit dabei. Sogar Übungen nach Feierabend seien damit möglich – wobei er in seinem Studium „manchmal ganz froh war, die Bücher auch mal zur Seite legen zu können", gestand der CEO. „All das macht die KAT-Akademie zur europaweit, wahrscheinlich sogar weltweit modernsten Ausbildungsstätte für die militärische Flugsicherung." 

Witz und weiß-blaue Superlative

Für den bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder war das das perfekte Stichwort. Vor knapp zwei Wochen hatte er in seiner Regierungserklärung ein Zwei-Milliarden-Euro-Programm zum Ausbau von Forschung und Digitalisierung angekündigt, nun zeigte er sich bei der Eröffnung eines so fortschrittlichen Schulungszentrums in bester Stimmung – zumal, wie er augenzwinkernd zugab, weder der Freistaat noch die Stadt Kaufbeuren etwas zur Finanzierung beitragen mussten. Dabei hatte der Ministerpräisdent des „schönsten Landes der Welt" (O-Ton Söder) nicht nur etliche weiß-blaue Superlative im Gepäck, sondern bewies auch Witz und Science-Fiction-Kenntnisse: Bei den Laserbeamer-Projektoren des 360-Grad-Simulators, so Söder, habe er sich sofort an die Lichtschwerter aus der Star-Wars-Trilogie erinnert gefühlt.

Daneben sparte Söder nicht mit Seitenhieben auf Politiker („Wenn in der Politik alle so arbeiten würden wie die Fluglotsen, gäbe es weniger Unfälle") und bissigen Kommentaren. Zum Beispiel, dass hochmoderne Simulatoren zwar toll sind, es aber auch ganz schön wäre, „wenn bei der Bundeswehr auch in der Realität mal was fliegt." Angesichts der aktuellen Weltlage brauche Deutschland eine starke, bestens ausgestattete Truppe. „Dieses Gebäude ist nicht nur ein Bekenntnis zum regionalen Raum, sondern auch zu unserer Bundeswehr."

"Werden uns einsetzen, dass Vorsprung erhalten bleibt"

Auch die übrigen Gäste zeigten sich dem Anlass entsprechend gutgelaunt. General Burkhard Pototzky erinnerte an die langjährige Flugsicherungstradition in Kaufbeuren. Oberbürgermeister Stefan Bosse ließ noch einmal die wechselhafte jüngere Geschichte des Standortes Revue passieren – von der vor acht Jahren getroffenen Entscheidung der Bundeswehr, den Standort zu schließen, bis zur jüngsten Kehrtwende, wonach dort nun Feldjäger stationiert und ein Sanitätsregiment aufgebaut werden soll. Und KAT-Geschäftsleiter Jan Herchenröder nutzte die Gelegenheit, um der DFS-Bauabteilung und den Simulator-Spezialisten zu danken. „Ihr habt einen tollen Job gemacht", sagte er – um danach die Aussage des CEO, in Kaufbeuren stehe die modernste Ausbildungseinrichtung weltweit, zumindest ein bisschen zu relativieren. „Ich würde sagen, wir haben einen leichten Vorsprung", sagte Herchenröder. „Und wir werden uns jeden Tag dafür einsetzen, dass dieser Vorsprung erhalten bleibt."

Gedränge im 360-Grad-Simulator

Im Anschluss an die symbolische Schlüsselübergabe hatten die Gäste Gelegenheit, sich selbst einen Eindruck von den inneren Werten des Gebäudes zu machen, über die der CEO in seiner Begrüßung gesprochen hatte – von den Radarsimulatoren über die Räume für die Simulationspiloten, von denen aus die Übungen gesteuert werden, bis zum 360-Grad-Towersimulator. Dort herrschte der größte Rummel, weil der Ministerpräsident ihn mit einem Tross aus Begleitern und Journalisten höchstpersönlich in Augenschein nahm. Aus Sicht des Piloten verfolgte Söder den Anflug eines Flugzeugs auf einen Flughafen, beantwortete noch ein paar Journalistenfragen – und verabschiedete sich mit einem fröhlichen „Guten Flug!" zum nächsten Termin. Irgendwo im schönen Bayernland, wo nicht nur der blaueste Himmel, das beste Bier und der – zumindest für FC-Bayern-Fans – beste Fußballverein, sondern nun sogar die beste Flugsicherungsakademie der Welt zuhause ist.

Text: Christopher Belz, Bilder: Mathias Wild

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